Rezension der Trilogie Fiktive Wahrheit

 

 

 

Von Martina Gnodtke, Therapiehof Elbtal, https://therapiehof-elbtalaue.de

 

 

Die Romantrilogie „Fiktive Wahrheit“ beleuchtet den Themenkreis von Trauma und Heilung auf eine umfassende Weise. Charlotte, die Heldin dieses Reigens an Geschichten, ist Supervisorin und Coach, aber auch eine Heilerin. Sie muss den Spagat zwischen zwei Weltbildern schaffen, dem naturwissenschaftlichen und dem, das energetische Grundlagen voraussetzt. In unserer Gesellschaft sind Intuition, Träume und übersinnliche Wahrnehmungen meist verpönt  Spiritualität gilt bestenfalls als eine romantische Randerscheinung, obwohl jeder Mensch Momente kennt, in denen Ahnungen und Bauchgefühle oder aber der Glaube an ein Jenseits Trost und Kraft oder sogar Hilfe vor Gefahr spenden. Charlotte ist in beiden Welten zu Hause und lebt uns vor, wie es sein kann, wenn auch aus schwerem Schicksal Kraft erwächst, weil Hilfe auf allen Ebenen möglich ist. Sie erfährt Verbundenheit mit der Natur und dem Göttlichen über das Feiern der Jahreskreisfeste, dem bewussten Kontakt mit Tieren und Pflanzen und dem Gebet zur Göttin. All das ist für sie selbstverständlicher Alltag und sie kann diese Gaben frei für sich nutzen. Das stellt für sie eine große Ressource dar, denn sie ist auf diese Weise in der Lage, eine eigene schwere Traumatisierung zu integrieren und zu verarbeiten. Während sie im Berufsleben Seminare zum Thema sexuelle Gewalt anbietet, spendet sie im Privatleben Heilenergie an Kranke und erfährt auch selbst über die Verbundenheit mit offenen Menschen und mit Tieren, insbesondere Pferden, Heilung für sich selbst.

 

Damit gibt uns die Autorin Crisalis in drei aufeinander aufbauenden Romanen nicht nur eine Vorstellung, wie es ist, wenn diese scheinbare Kluft zwischen den beiden Weltanschauungen geschlossen ist, wenn beide Seiten des Bewusstseins gleichzeitig und konstruktiv mit viel stärkeren Effekten eingesetzt werden, sondern sie zeichnet auch die Allgemeingültigkeit in den vielen individuellen Schicksalen auf, die sich aus einer traumatisierten Nachkriegsgesellschaft ergeben. Patriarchalische Gewalt, Schuld und Sühne, emotionale Abgestumpftheit, zerstörte Familiensysteme, aber auch die Gleichgültigkeit gegenüber der Zerstörung und dem Missbrauch der Natur sind immer noch die alltäglichen Folgen, mit denen wir alle leben müssen.

 

Indem Crisalis eine beispielhafte Geschichte entwirft und viele Lösungsimpulse vorstellt, entspinnt sich die fiktive Wahrheit, die für uns alle gilt. Um das Integrieren und Heilen der persönlichen Verletzungen geht es im ersten Roman „Jahreskreise“. Dort werden gleich drei Handlungsstränge in verschiedenen historischen Settings geschickt miteinander verwoben, so dass wieder die Allgemeingültigkeit der Erfahrungen von Vergewaltigung und Missbrauch und die Strategien, damit umzugehen, sehr deutlich werden. Alle drei betroffenen Frauen finden Hilfe in der spirituellen Welt und gehen daraufhin mit ihren seelische Verwundungen auch konkret und aktiv um.

 

„Vergessene Väter“, der zweite Roman der Trilogie, zeigt den nächsten Schritt, die Bedeutung und Klärung des familiären Feldes. Hier geht es um die energetischen und psychologischen Verstrickungen, aus dem Krieg, die die Väter unserer heutigen Gesellschaft in Schuld und Täterschaft und tiefem Trauma gefangen hielten. In vielen Familien fehlen die Väter oder Großväter nicht nur, wenn sie gefallen sind, sondern auch, weil sie durch ihre Traumatisierungen ihre Rolle in der Familie emotional nicht mehr erfüllen konnten. Das zerbrechliche System Familie ist vielfältig belastet und doch sind diese Situationen für viele Menschen sehr ähnlich. Mit der Geschichte von Gerhard und Diabolo und dessen Sohn Robert, werden wiederrum Lösungen geschildert, die sich aus einer tiefen Spiritualität ergeben und auch Charlotte mit ihrer Gabe als Heilerin ist in vielen Momenten, wie wir sie durchaus alle ähnlich aus dem Alltag kennen, in der Lage neue Impulse zu setzen. Damit entstehen ganz neue Wendungen und Wahlmöglichkeiten, die mit der Ausrichtung auf Liebe und Heilung die Dinge wieder in ihre Ordnung bringen.

 

Im dritten Roman „Mondfrau und Bärin“ schliesslich kann auf diesem geheilten Fundament die heilerische Arbeit noch umfassender und tiefgehender gelernt und eingesetzt werden, so dass auch die Allgemeinheit mit einbezogen wird. Ein tief traumatisierter Mensch, der seine übersinnlichen Fähigkeiten schwarzmagisch einsetzt, ein ganzes Dorf in seiner Gewalt hat und das Schicksal dutzender Menschen grundlegend manipuliert, darf entlarvt werden und auch er wird n die Ordnung zurück gebracht und einiges von dem Schaden, den er bewirkt hat, wird in heilende Impulse transformiert. Durch diese Geschichte, die stellvertretend für alle Widersacherkräfte stehen könnte, wird deutlich, wie sogar eine eigentlich zerstörerische, hemmende Kraft letztlich herausfordern kann, Ressourcen zu stärken und Menschen zum Wachsen bringt, wenn Liebe, Mitgefühl, Weisheit und Mut ins Spiel gebracht wird.

 

All das erzählt Crisalis auf eine absolut fesselnde Weise. Mit ihrer klaren Sprache und einfachen Ausdrucksweise bringt sie die Leser*innen sofort mitten hinein in das seelische Erleben der Figuren, die dadurch besonders plastisch und lebendig werden. Es bleibt aber auch genug Distanz, sich als Beobachter zu fühlen, so dass auch schwierige Erlebnisse geschildert werden können und nachvollziehbar werden, ohne unbedingt verstörend zu wirken

 

Diese Trilogie ist in jeglicher Hinsicht ein spannendes, vielschichtiges und lehrreiches Leseabenteuer, das aber auch versöhnt! Es versöhnt die Intuition mit der Wissenschaft, es versöhnt Täter und Opfer, es zeigt, wie die eigene Kraft zurückerobert werden kann, auch, wenn ein schweres Schicksal auf einem lastet. Und es versöhnt auch, weil es in seiner Allgemeingültigkeit als fiktive Wahrheit einfach zeigt, dass wir alle gleich sind vor den Thematiken um Isolation, psychischem Leid, Gewalt, Trauma und der inneren wie äusseren Heilung all dessen.

 

Für mich persönlich die versöhnendste Botschaft ist aber vor allem, miterleben zu dürfen, wie eine energetische Heilerin, die diese scheinbar konträren Weltbilder in sich vereint hat, in allen Bereichen des Lebens ihr Wirken gestalten kann und wie es sich anfühlen mag, diesen Konflikt zwischen den zwei Welten nicht mehr in sich selbst austragen zu müssen, sondern zu einer einzigen alltäglichen und doch wunderbaren Erfahrung werden zu lassen.

 

Liebe Crisalis, dein Werk ist für mich von allergrößter Bedeutung. Und auch, wenn ich nicht für andere sprechen kann, ist doch meine heimliche Vermutung, dass du hiermit einen Ausblick lieferst, wie es in nicht allzu ferner Zukunft bei uns ganz normal sein kann, sich gegenseitig zu heilen und in die Balance zurück zu bringen und das ganz einfach…. Du beendest hoffentlich für viele Menschen Gefühle der Aussichtslosigkeit und machst ausserdem Mut, sich ganz zu sich zu bekennen!

 

Ich danke dir von Herzen! Gesegnet sei es!