Sommersonnenwende 21. Juni

.....   Höhepunkt....

 

…Feuer, Leidenschaft, Liebe …

 

 …Sonne, Hitze, lange Tage, ….

 

....fliessende Grenzen….

 

…scharfe Übergänge…..

 

Höhepunkt des Lichts, Höhepunkt der Kraft, Höhepunkt der Leidenschaft, Höhepunkt der Macht. Wir feiern den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Es ist die Zeit der unbemerkten Wunder. Die Zeit, in der Wunder der Schönheit, der Heilung, der spirituellen Begegnung um uns herum im Rausch der Kraft, der Sonne, der Leidenschaft unbemerkt vorüberziehen. Die Natur ist auf dem Höhepunkt der Entfaltung.

Ich sitze im Wald an einer Eiche, ausgebrannt, leer, erschöpft vom Überdrehen durch zu viel Aktivität. Da landet neben mir ein Rotkehlchen, ganz nah seine großen Augen, seine zarte Zerbrechlichkeit. Und der glasklare, perlende Gesang hat eine Stärke, die mir sofortiges Vertrauen und Trost schenkt. Doch kaum bemerke ich das Wunder der Veränderung, denn in diesem Moment beginnt schon flötend und wehmütig der Pirol sein wunderschönes Lied und fordert meine Aufmerksamkeit.

 

Die Welt kommt auf dem Gipfel für den sekundenlangen Bruchteil einer Ewigkeit zum Stillstand. Oder hoffen wir Menschen nur auf diesen winzigen Moment des Aufschubs?

Denn wir sind uns nur allzu bewusst, dass den Höhepunkt zu erreichen bedeutet, dass es anschließend wieder bergab geht. Vielleicht wissen das alle Wesen um uns herum, aber nur uns bekümmert es. Mit Leidenschaft und Betriebsamkeit sperren wir uns dagegen, verdrängen, ignorieren. Und so birgt dieser Höhepunkt der Macht, der Liebe, der Kraft, der Leidenschaft auch gleichzeitig die Angst vor dem Bergab, dem Abstieg vom Gipfel.

Heute ist der Tag, an dem unsere Kraft, unser Schaffen, die Umsetzung unserer Visionen in voller Entfaltung sein kann. Und so fragen wir uns:

 

Was brauchen wir, dass wir uns voll entfalten können? Was hindert uns, unsere Kraft und unsere Macht in ganzer Stärke zu leben? Was hält uns zurück, unsere Schönheit zu leben, voll und ganz zu erblühen? Was engt unser Herz ein, sodass es sich nicht in vollkommener Liebe öffnen kann? Was hindert uns, ganz im Moment zu leben, den Augenblick in Hingabe zu genießen? Im Grunde ist es wieder die Angst vor der Vergänglichkeit des Moments, die uns daran hindert.

Diese Angst kann viele Gesichter haben: die Angst vor der Beurteilung und der Meinung anderer, die Angst, nicht gut genug zu sein, die Angst vor Krankheit, Schmerzen und Leid.

 

Vorschlag zum Ritual: So viel Zeit wie es uns möglich ist, verbringen wir an diesem Tag in der Natur. Wir nehmen Verbindung mit der Natur auf, machen uns bewusst, dass wir Teil der Natur sind. Wir versuchen zu verstehen, dass jeder Augenblick des Lebens sowohl ein Höhepunkt ist, wie auch ein Abstieg vom Gipfel. Im selben Moment, in dem wir noch um den Aufstieg kämpfen, geht es auch schon bergab. Und wir sind noch nicht im Tal, da sehen wir schon wieder den nächsten Anstieg. Wir sammeln Symbole, die uns daran erinnern, was uns im Leben von der vollen Entfaltung zurückhält. Wir kommen abends am Feuer zusammen, bringen unsere Symbole mit und erzählen uns, was sie bedeuten. Falls wir die Möglichkeit dazu haben, binden wir einen großen Blumenkranz, in den wir unsere Symbole hineinweben. Dann feiern wir wie immer mit den mitgebrachten Speisen einen Festschmaus. Ein Sprung über das Feuer zu später Stunde symbolisiert unsere Überwindung der Angst und den fließenden Übergang von Aufstieg und Abstieg ohne Verharren.

 

Einordnung im Jahreskreis: Die Vision, die wir an Lichtmess in die Welt gesetzt, zum Frühjahrsanfang genährt und gepflegt, an Beltane durch die Vereinigung der männlichen und weiblichen Kraft gestärkt haben, sollte in der Zeit um die Sommersonnenwende mit voller Kraft umgesetzt werden. Wir sind in der vollen Kraft unseres Wirkens, bevor wir zu Lammas wieder innehalten, um über die innere Ernte zu reflektieren und zu danken.     

                                                                                                                             Crisalis (www.crisalis.de)